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England, Italien oder doch Österreich – wer ist der größte Rivale der deutschen Nationalmannschaft?

Achtelfinale in Wembley. Die englischen Three Lions empfangen die deutsche Mannschaft. Ein Spiel mit Vorgeschichte. Mit dramatischer, spektakulärer Vorgeschichte. Große Niederlagen und große Siege. Vor dem Spiel wird eine Frage viel diskutiert: Ist England der größte fußballerische Rivale Deutschlands?

Eine kleine Analyse. Mit Daten.

Einleitend sei klargestellt, dass eine Datenanalyse auf eine solche eher subjektive, weiche Frage keine eindeutige Antwort liefern kann, natürlich nicht. Noch dazu ist eine präzise Abgrenzung rein auf Basis der bisherigen Duelle der Herren-Nationalteams gar nicht möglich. Denn natürlich spielen auch weitere fußballerische Duelle, zum Beispiel von Frauenteams oder U-Mannschaften sowie Duelle von Vereinsmannschaften und letztlich auch die nicht-sportliche Geschichte eine Rolle. Davon wird hier jedoch abstrahiert. Des Weiteren beschränke ich mich auf Spiele des DFB, die Spiele der DDR-Nationalmannschaft lasse ich ebenfalls außen vor.

Schritt 1: Pflichtspiele des DFB-Teams

In einem ersten Schritt schaue ich auf alle bisherigen Pflichtspiele des DFB-Teams, darunter WM-Qualifikationen, Europameisterschaften und die Nations League. Da die reine Anzahl von Pflichtspielen nicht ausreicht, um eine Mannschaft zum großen Rivalen zu stilisieren (sorry Albanien!), ermittle ich einen Simple Rivalry Score, bestehend aus dem Produkt aus Niederlagen und der Hälfte der Unentschieden und der Anzahl der Pflichtspiele. Die Logik ist simpel: Es braucht eine gewisse Häufigkeit und ein gewisses Ausmaß an Drama. Das Produkt liefert beides.

Zwischenergebnis

Die Niederlande und Italien führen die Tabelle an, dahinter folgen Spanien, England und Frankreich.

Hingegen straft der Ansatz jene Teams ab, gegen die der DFB eine sehr schlechte Bilanz, aber kaum Spiele hat (DDR, Nordmazedonien), und jene, gegen die der DFB zwar viele Pflichtspiele, aber kaum Negativerlebnisse vorzuweisen hat (Albanien, Österreich).

Schritt 2: Priorisierung von Endrunden und Finals

Pflichtspiele gut und schön, aber ein WM-Finale sticht fünf Qualifikationsspiele. Deshalb geht es für die Top-5 in die Detailanalyse. In diesem Schritt werden die Pflichtspiele einzeln bewertet:

  • Normale Qualifikationsspiele, Confed Cup und Nations League: 1 Punkt
  • Gruppenspiele bei Endrunden und Playoffs-Qualifikationsspiele: 2 Punkte
  • Achtelfinals: 4 Punkte
  • Viertelfinals: 5 Punkte
  • Halbfinals: 6 Punkte
  • Finals: 7 Punkte

Mit diesem Bewertungsmaßstab ergibt sich folgende Super-Rivalen-Endergebnis:

Platz 4: Frankreich, 29 Punkte

Acht Pflichtspiele sind die wenigsten unter den Top-5-Rivalen, dafür sorgen gleich drei große Halbfinals, zuletzt vor fünf Jahren, für einen Punkteregen. Am Ende reicht es zum geteilten vierten Platz.

Platz 4: Spanien, 29 Punkte

Die beiden größten Spiele entschieden die Spanier 2008 und 2010 jeweils mit 1:0 für sich. Daneben stehen fünf Gruppenspiele bei Endrunden. Das reicht ebenfalls für Platz 4.

Platz 3: Niederlande, 33 Punkte

Nach Simple Rivalry Rating noch auf dem geteilten ersten Platz wird Oranje Opfer zu vieler unbedeutender Pflichtspiele, darunter zuletzt in der Qualifikation zur aktuellen Euro 2020. Die wirklichen Highlightspiele liegen lange zurück.

Platz 1: England, 38 Punkte

Sie haben es tatsächlich auf Platz 1 geschafft. Fünf Spiele in K.O.-Runden, darunter nicht nur Wembley 1966, sondern auch die Halbfinals 1990 und 1996 sorgen für Punkte satt.

Platz 1: Italien, 38 Punkte

Italien wäre nicht Italien ohne einen Wirkungstreffer in letzter Minute. Ebenfalls fünf K.O.-Spiele, vier davon traumatisch für die deutsche Fußballerseele, sowie vier Gruppenspiele bei Endrunden sorgen für 38 Punkte.

Interessant der Gegensatz der beiden Erstplatzierten: Auf beide traf Deutschland in fünf K.O.-Spielen, gegen England ging man viermal als Sieger vom Platz, gegen Italien viermal als Verlierer. Was bringt mehr Rivalität? Die großen Siege oder die großen Niederlage? Das möge jeder Leser für sich entscheiden.

Bonus: Rivalität im Zeitverlauf

Ein Blick auf den Zeitverlauf erklärt die teils unterschiedliche Wahrnehmung, die auch eine Generationenfrage sein könnte. In den Im 20. Jahrhundert schien die Antwort klar zu sein: Die größten Rivalen konnten nur die Holländer und Engländer sein. In den letzten 20 Jahren hat sich das Bild gewandelt. Die Spanier und Franzosen sind eher junge Rivalen, während Italien den DFB-Teams am konstantesten Schmerzen zufügte.

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